Die Entscheidung

Die Entscheidung

 

Unsere Lamas haben ein sehr großes eigenes Gehege zusammen mit zwei Krainer Schafdamen, Anka und Elli. Sie haben eine Wiesen, einen Unterstand und nützen auch meinen ehemaligen Reitplatz um sich genüsslich im Sand zu wuzeln.

 

Trotzdem lassen wir sie oft auch am ganzen Gelände herumlaufen. Sie lieben es in den Wald zu gehen, bei den Pferden und Eseln vorbeizuschauen und mit der zweiten Schafherde zu rangeln. Vor ca. zwei Wochen kam unser Lamawallach Moritz von so einem Ausflug mit starkem Hinken zurück. Wir riefen sofort den Tierarzt der uns sagte das es wahrscheinlich von der Hüfte kommt und eventuell das Gelenk ausgekugelt ist. Als er das Bein anhob hörte man es richtig knacken. Ein grausliches Geräusch. Für eine genauere Diagnose müssten wir ihn aber in die Klinik auf die Vetmed in Wien bringen meinte er, um Moritz dort zu röngten. Wir beschlossen noch einen Tag abzuwarten aber als es nicht besser wurde und Moritz kaum mehr stehen konnte, verfrachteten wir ihn mit einiger Mühe in den Pferdeanhänger und fuhren nach Wien.

 

In der Klinik halfen uns zahlreiche Studenten und Pfleger dabei Moritz aus dem Hänger zu bekommen und zum Röngten zu bringen. Dann warteten wir angstvoll ab bis der Orthopäde uns nach einer gefühlten Ewigkeit zu sich rief. Leider war die Diagnose nicht gut. Seine Hüfte bzw. die Hüftpfanne war angebochen bzw. ein Teil abgesplittert. Ganz genau konnte man das auf den Bildern nicht erkennen aber es war klar das operativ nichts zu machen sei.

 

Der Tierarzt nannte uns zwei Alternativen. Die erste war abzuwarten und zu schauen ob die die Hüfte sich von selbst soweit stabilisiert das Moritz sich ohne Schmerzen wieder bewegen kann. Die Chancen auf Heilung sind gering, meinte er, aber dafür umso größer das als Folge Arthrosen auftreten könnten. Die zweite Alternative wäre Euthanasieren  um das Tier nicht leiden zu lassen.  

 

Andi und ich waren betroffen, damit hatten wir nicht gerechnet. Wir sprachen und kurz ab und der erste Impuls war Moritz zu erlösen. Die Vernunft sprach dafür. Er war mittlerweile wieder in den Hänger gebracht worden. Ich ging zu ihm und beobachtet ihn eine Weile. Sah seine glänzenden, wachen Augen, streichelte sein Fell (was ich normalerweise nie darf weil er Berührungen hasst und mich dann immer wegspuckt) und roch seinen warmen Lamaatem. Dann fragte ich ihn ob er gehen wolle. Mit zurückgelegten Ohren sah er mich giftig an und ganz deutlich hörte ich sein „Nein“. Damit war es klar und wir revidierten unsere Entscheidung, teilten es dem Arzt mit und fuhren mit unserer wertvollen Fracht wieder zurück auf Hof-Sonnenweide.  Da wir so gute Erfolge mit einem homöopathischen Mittel bei unserem Stier Merlin hatten, entschieden wir uns dafür auch Moritz mit Beinwell zu behandeln. 

 

Wir haben unsere Entscheidung nicht bereut und sie bestätigt sich immer wenn wir ihn beobachten.  Moritz kann sich zwar kaum bewegen, kein Wunder mit einer gebrochenen Hüfte,  aber er wirkt aufmerksam und munter, hat einen gesunden Appetit und offenbar kaum Schmerzen solange er liegt. Er ist bei seinen und fühlt sich sichtlich wohl bei ihnen. Wir sind absolut zuversichtlich das er sich soweit wieder erholen wird das er schmerzfrei gehen kann, auch wenn es noch eine Weile dauern wird bis der Knochen abheilt. Und falls nicht, wird Moritz es uns sagen wenn er nicht mehr weitermachen möchte. Aber dann hatte er noch schöne Tage in seiner Herde und in seiner gewohnten Umgebung. 

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Kommentare: 1
  • #1

    Renate Widhalm (Montag, 08 April 2019 11:40)

    Das ist ja urtraurig! Ich denke ganz fest an Moritz und wünsche ihm und euch viel Kraft und Ausdauer! Glg Renate