Wanderung Tag 23

Der Wunsch nach einem trockenen Zelt bleibt unerfüllt. Gegen 3:00 Uhr hört der Regen der schon vor ein paar Stunden begonnen hat, endlich auf und ich döse noch ein bisschen vor mich hin. Um 4:00 Uhr kann ich aber nicht mehr liegen und es beginnt auch schon zu dämmern. Oben am Kopfteil meines Zeltes ist alles trocken, dann sehe ich hinunter zum Fußteil und da ist eine große Lacke. Auch Igors Sattelpad, das ich als zusätzliche Unterlage verwendet habe, ist komplett durchgeweicht. Zuerst tunke ich einmal die Lacke auf und befördere das Wasser auf den Sandplatz, der sich in einen Gatschplatz verwandelt hat. Mein Zelt steht mitten drin in der nassen Sandkiste. Dann hänge ich das Pad über den Zaun. Aber was soll ich um 4.00 Uhr früh machen? Aufbrechen kann ich noch nicht, ich will aber nicht zurück in das Zelt. Das steht in einer riesigen Lacke. Deshalb bauen ich es halb ab und versetze es auf ein halbwegs ebenes Wiesenstück. Schon besser. Ich säubere meine Füße so gut es geht und krieche wieder ins Zelt. Da bemerke ich, dass auch der Schlafsack nass ist. So eine Scheiße! Wie kann ein wunderschöner Tag nur so enden?

Aber es ist wie es ist und ich kann es nicht ändern. Igor frisst gemütlich Gras in der Wiese und ich versuche noch ein bisschen zu lesen. Als die Sonne dann herauskommt hänge ich meinen Schlafsack zum Trocknen auf, Dann rufen mich meine Gastgeber an und bieten mir einen Kaffee an, den ich dankbar annehme. Sie haben von dem Regen in der Nacht gar nichts mitbekommen.

Nach dem Kaffee und einem Telefonat mit Andi geht's mir wieder besser und wir brechen gegen 10.00 Uhr auf Richtung Altmelon zu einer Wanderreiter Unterkunft.

Auf dem wunderschönen Weg dorthin vergesse ich schnell alles was in der Nacht passiert ist. Die Insekten umschwirren Igor, aber er kommt gut damit klar und sie scheinen nach wie vor nicht oder nur wenig zu stechen.

Nur am Anfang der Strecke bin ich erstaunt über die tiefen und breiten Harvester Spuren in der feuchten Erde. Offenbar arbeitet man im Waldviertel mit noch viel größeren Geräten als bei uns, und das auch bei feuchtem Boden.

Aber sonst ist die Landschaft und der Wald herrlich. Mich lassen die Insekten komplett in Ruhe, wahrscheinlich dank Igor der alle anzieht. Wir sehen große Findlinge,  vor denen sich Igor auch nicht mehr fürchtet. Aber das Schönste sind die Seen mitten im Wald. Über uns ziehen immer wieder dunkle Wolken durch, aber es regnet nicht.

Dann sehe ich einen kleinen Bauernhof mitten im Wald. So habe ich mir früher immer vorgestellt zu wohnen. Auf einer Lichtung, daneben ein Bächlein das über Steine plätschert, bemooste Felsen und viele Wildblumenwiesen. Und dann fällt mein Blick auf eine etwa 7 m lange Thujenhecke, gleich gefolgt von Kirschlorbeer. Oida…

Da Igor von den Bächen im Wald nichts trinkt, frage ich bei einem Bauernhof an dem wir vorbeikommen nach Wasser für ihn. Er hat Durst und trinkt den Kübel fast ganz aus. Igor mag kein abgestandenes Wasser oder Regenwasser. Oft trinkt er nicht einmal das Wasser aus den Hausquellen. Am liebsten ist ihm Leitungswasser. Da ist mein Eselchen wählerisch.

Jetzt haben wir es nicht mehr weit und bald sind wir im Stall angekommen. Da alle Pferde auf der Sommerkoppel sind, stelle ich Igor auf eine Wiese gleich neben einer Rinderherde. Die mag er auch sehr gerne. Mein Zelt kommt auch auf die Wiese und ich hänge alles, was von der Nacht noch nass ist, zum Trocknen auf.

Gerda, von der Kamelreitschule hat sich auch für einen Besuch angemeldet und bringt mir frisches Obst und Kekse mit. Vorher checke ich noch meine Übernachtungsmöglichkeiten für den nächsten Tage und ich darf an zwei wirklich coolen Standorten übernachten. Doch davon mehr, wenn es soweit ist.

Vor allem freue ich mich auf den nächsten Tag, da besuchen wir den Bärenwald Arbesbach, der ca. 2 Stunden von Altmelon entfernt liegt. Andi und ich waren voriges Jahr im Spätherbst dort um einen Podcast mit Sigrid, der Leiterin vom Arbesbach, aufzunehmen. Andi und ich haben uns bei diesem Besuch sehr wohl gefühlt und eine der Mitarbeiterinnen, Gerlinde, unterstützt unseren Hof seitdem auch mit einer Patenschaft.

Da ich in der vergangenen Nacht wenig geschlafen habe, gehe ich früh ins Zelt und schlafe tief und fest, trotz des Lärms der aus den Fenstern oberhalb meines Zeltes vom Wirtshaus zu mir dringt. Ich hoffe so sehr dass es nicht regnet. Diesmal hat mir aber mein heutiger Gastgeber gezeigt wo ich zur Not unterschlüpfen kann und das ist schon ein gutes Gefühl.

 PS: Wenn du unseren Lebenshof unterstützen möchtest, dann freuen wir uns sehr über eine Spende oder Tierpatenschaft. Hier gehts zu den Infos: Tierpatenschaften 

 

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