Letzte Woche hatten wir unsere jährliche Überprüfung durch die Austria Bio Garantie und damit dürfen wir unser Gemüse, nach einer 2jährigen Umstellungsphase nun offiziell „Bio“ nennen. Für uns ist das keine so große Sache weil wir ohnehin aus Überzeugung biologisch nachhaltig arbeiten und die Bio Vorgaben die Basis sind deren Richtlinien wir mehr als erfüllen.
Diesmal hatten wir nach zwei Jahren eine neue junge Prüferin die unseren Hof und unsere Arbeit noch nicht kannte. Also erzählten wir ihr auf Nachfrage unsere Geschichte und wie es zum Gemüseanbau gekommen ist. Wir erklärten, das wir die ersten beiden Jahre erfolgreich nach dem klassischen Market Gardening System gearbeitet und nun im dritten Jahr alles auf Reihenmischkultur umgestellt haben. Was für uns ein Nebensatz war, versetzte die Prüferin in großes Erstaunen. „Das ist aber schon ganz schön mutig, ein funktioniere des System komplett umzustellen“, meinte sie bei der Besichtigung des Gemüsefeldes. Noch dazu weil es kaum jemanden gibt der im gewerblichen Bereich Reihenmischkultur betreibt. Gerade im ersten Jahr bedeutet jede Umstellung mehr Arbeit, weniger Ertrag, eine komplett neue Planung und keinerlei Garantie dass es funktionieren wird.
Es war spannend das von einer externen Person zu hören die vom Fach ist. So hatten wir darüber selbst noch nicht nachgedacht. Unsere Entscheidung das System zu ändern basierte auf völlig anderen Überlegungen. Wir wollten weiterhin Gemüse anbauen, soviel stand nach zwei Saisonen fest. Sowohl für unseren Eigenbedarf, als auch für Menschen die einen ähnlichen Bezug zu unseren täglichen Lebensmitteln haben wie wir. Trotzdem haben wir bemerkt dass die Freude an der Arbeit verloren ging und wir zunehmend Druck und Stress empfanden um genug und in guter Qualität Gemüse zu produzieren. Das wollten wir ändern denn wenn man so viele Stunden am Feld verbring wie wir, dann muss es auch Spaß machen. Effizienz und Freude gehen aber nicht immer Hand in Hand. Zum Beispiel sind Plastikfolien zur Unkrautunterdrückung effektiv und effizient, trotzdem hatte ich beim Anblick der schwarzen Folien am Boden nie eine solche Freude wie ich sie jetzt empfinde wenn ich in der Früh meine erste Hofrunde drehe.
Klar, wir müssen lernen nicht überall „Unkraut“ und Mängel zu sehen. Außerdem in Kauf nehmen dass Einiges nicht so funktioniert wie wir das geplant haben. Es gibt viele Dinge die wesentlich mehr Zeit brauchen und mehr Arbeitsschritte um dann doch weniger Gemüse zu ernten als in den letzen Jahren. Unsere Herausforderung ist es einzusehen dass wir noch immer viel zu lernen haben und eigene Erfahrungen sammeln müssen, die wir erst in der nächsten Saison wieder einsetzen können.
Aber das relativiert sich wenn wir die positiven Seiten sehen. Wie schön die Vielfalt aussieht und wie der gesunde Boden ohne Probleme große Mengen Wasser aufnehmen kann. Oder dass die Wildkräuter verhindern, dass die Wege zwischen den Gemüsereihen gatschig werden. Besonders spannend: Dass wir bis dato noch keine Schäden durch Schnecken oder andere „Schädlinge“ haben die uns in den letzten beiden Jahren das Leben schwerer gemacht haben. Dass unsere Erde an den meisten Stellen noch nie so gesund gewirkt hat. Dass wir unseren Boden und die verschiedenen Strukturen noch nie so genau kennen gelernt haben. Dass wir lerne zu spüren was die Pflanzen brauchen. Wie wir mit eigenen Ressourcen, dem Mist unserer Tiere, dem Mulchmaterial vom eigenen Grund einen Kreislauf entstehen lassen können der sowohl dem Boden, dem Gemüse und damit auch uns Menschen zugute kommt.
Wir sind ja erst am Beginn der Saison und schon sehr gespannt wie sich alles weiter entwickelt, sowohl mit dem Gemüse also auch mit dem Verkauf. Wir freuen uns über Menschen die unsere Begeisterung teilen, deshalb haben wir neben der Umstellung auf Reihenmischkultur heuer auch von den klassischen Abo-Kistln auf Gemüsepatenschaften umgestellt.
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