Alle Jahre wieder...kommt der Schafscherer

Alle Jahre wieder, idealerweise im April oder Anfang Mai kommt der Schafscherer zu uns auf den Lebenshof. Wir lassen unsere Schafe einmal im Jahr scheren, möglichst bevor es zu heiß wird, aber auch ein paar Wochen bevor die Insektensaison beginnt. Denn mehr als die Hitze machen unseren Schafen die Bremsen und Beißfliegen zu schaffen. Durch die dicke Wolle können diese normalerweise nicht eindringen, wenn sie aber frisch geschoren sind, kommen sie ganz leicht durch die Haut um Blut zu saugen. 

Aufgrund der Maul- und Klauenseuche hat sich heuer alles verschoben. Genau in den Wochen in denen der Schafscherer normalerweise kommt, galten die Biosicherheitsmaßnahmen für Halter von Schafen, Ziegen, Rindern, Schweinen, Lamas und Alpakas. Die Krankheit überträgt sich nämlich vor allem durch menschlichen Eintrag. Also durch Menschen die auf mehreren Betrieben tätig sind und damit die Krankheit auch von Hof zu Hof bringen könnten. Auch wenn wir unserem Schafscherer vertrauen und er alle Geräte immer gründlich desinfiziert und säubert, wollten wir das Risiko nicht eingehen. 

 Deshalb sind wir heuer etwas später dran als sonst. Da der Mai aber ohnehin sehr kalt war, hat es den Tieren nicht allzu viel ausgemacht. Jetzt war es aber soweit und wir hatten einen Termin. Dazu bringen wir die Schafe in die Scheune, wo es leichter ist sie einzeln abzufangen und dann zu scheren. Peter braucht pro Tier ca. 15 – 20 Minuten. Er ist der beste Schafscherer den wir kennen. Mit seiner ruhigen und besonnenen Art macht er den Tieren keinen Stress. Er wird nicht ungeduldig mit Ihnen, wenn sie strampeln und ist beim ersten Schaf noch genauso einfühlsam und sanft wie beim letzten Schaf.

Wir haben im Laufe der Jahre sehr viel dazugelernt und mittlerweile stresst uns der Termin nicht mehr so sehr wie noch vor einigen Jahren. Damals haben wir noch viel falsch gemacht, dachten wir könnten sie Schafe auf der großen Weide einfach anlocken und dann einfach scheren lassen. Sie waren ja ohnehin alle handzahm, so dachten wir.

Im Nachhinein betrachtet können wir darüber lachen, wie wir dann unseren kleinen Ouessantschafen über die riesige Wiese nachgelaufen sind und ständig am Bauch lagen, weil uns eines wieder zwischen den Füßen durchlief und uns eine lange Nase drehte. Auch hatten wir unterschätzt wie hoch sie springen können als wir im zweiten Jahr einen provisorischen Pferch bauten. Die Konstruktion hielt keine 10 Minuten und wieder liefen wir wie verrückt über die Wiese hinter den Schafen her. 

 Jetzt haben wir schon Routine und unsere Ruhe überträgt sich auf die Schafe. Auf den Ruf „Schaaaaafeeeeee“ folgen sie in die Scheue. Andi macht dahinter das Tor zu und damit ist auch schon das Schwierigste geschafft. Sobald der Schervorgang abgeschlossen ist sind die Tiere wieder völlig ruhig und fressen uns auch sofort wieder Leckerchens aus der Hand. Dann haben sie wieder Ruhe für ein Jahr und fühlen sich auch wohler mit ihrer Sommerfrisur. 

 

Oft werden wir gefragt ob wir die Schafe überhaupt scheren müssen, wenn wir doch die Wolle gar nicht brauchen können. Und ja, man muss sie scheren. Unter dem Fell, das sich verfilzt und verplattet, wenn man nicht schert, kann sich die Hitze ganz leicht stauen und die Tiere können überhitzen. Ausnahme sind die sogenannten Haarschafe wie z.B. die Kamerunschafe. Sie verlieren die Unterwolle ganz von selbst und müssen dadurch nicht geschoren werden.

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