Ich erwache ausgeruht und mit trockenen Füßen, wie immer um 5.00 Uhr. Da ich von Igor immer noch nichts höre, döse ich noch ein bisschen vor mich hin und stehe dann auf. Heute wird ein guter Tag, sage ich mir. Meine Schuhe sind fast trocken und ich gehen zu Igor in den Stall. Er steht sogar im Innenbereich seines Paddocks und frisst Heu. Ich setzte mich zu ihm und schreibe am Tagebuch. Dann trinke ich mit Carina und einer ihrer Einstellerinnen noch einen Kaffee bevor ich mich zum Aufbruch bereit mache. Heute steht eine kurze aber aufregende Etappe am Plan, die Überquerung der Donaubrücke.
Zuerst geht es über den Radweg wo erstaunlich wenig los ist. Der Himmel ist zwar bedeckt aber es blitzen immer wieder blaue Stellen durch. Meine Blasen haben endlich aufgehört zu schmerzen, ich spüre nur noch einen leichten Druck der gut auszuhalten ist. Meine Laune wird immer besser und überträgt sich scheinbar auch auf Igor. Da wir heute viel Zeit haben machen wir fast alle 15 Minuten ein Fresspäuschen für Igor. Ich kann ihn nicht freilaufen lassen, weil zu viele Maisfelder um uns herum sind. Dann gabelt sich die Strecke und ich kann mich entscheiden am Radweg oder am Wanderweg der Pielach entlang zu gehen bis zur Einmündung in die Donau. Ich entscheide mich für den Wanderweg und werde mit einer wunderschönen Stelle belohnt bei der die Pielach über große Steine fließt. Wir müssen über ein keines Rinnsal und ich ziehe mir zur Sicherheit die Schuhe aus damit sie nicht wieder nass werden. Igor folgt mir fast ohne zu zögern. Es ist ein wunderschöner Waldweg den wir entlang gehen und dann sind wir auch schon bei der Donaubücke. Ich bin schon ein wenig aufgeregt als wir hochgehen. Zum Glück ist auch hier nicht viel los.
Igor zögert kein bisschen und geht ruhig und gelassen neben mir her. Mir kommen die Tränen, weil ich mein Glück nicht fassen kann. Da geht dieser coole Esel einfach so mit mir über die Donau. Da überhaupt keine Radfahrer in Sicht sind mache ich schnell ein paar Fotos. In Emmersdorf kommen wir beim Kreisverkehr runter und wir gehen über die Straße auf die Seite wo der Radweg weiterführt. Dort umarme ich Igor und ausnahmsweise lässt er sich das gefallen. Es ist mir egal was die Autofahrer von mir denken, ich bin überglücklich. Wenn gestern der schlimmste Tag meiner Reise war, so ist heute der schönste Tag seit meiner Abreise vom Hof-Sonnenweide.
Ich hole mir beim Steckerlfisch Stand in Emmersdorf ein paar Scheiben Brot, denn jetzt habe ich richtig Hunger. Igor mümmelt in der Zwischenzeit am Gras. Während ich da stehe kommen zufällig zwei Einstellerinnen von meinem heutigen Übernachtungsstall vorbei und begrüßen mich ganz herzlich. Sie zeigen mir auch gleich den Weg zum Stall und empfehlen mir statt dem Radweg den Treppelweg zu nehmen.
Der Tipp ist super, denn so kann ich mit Igor der Donau entlang wandern. Voll cool. Hinter mir Melk und vor mir Dürnstein und in der Mitte Igor und ich. Ich komme zum Stall und werde von Kerstin total nett begrüßt. Sie erkennt sofort dass Igor ein Poitou Catalanen Mix ist und ich bin echt verblüfft. Dann zeigt sie mir den Weg zu “unserer Wiese” auf der ihr Mann schon Heusäcke aufgehängt, den Unterstand ausgeräumt und Wasser hingebracht hat. Wir plaudern und sie bietet mir einen Kaffee an und fragt mich nach meinen Essenswünschen. Kaffee wäre fein, sage ich ihr und kurze Zeit später kommt ihr Mann mit einem Becher Kaffee, einer Banane, einem Salat und Kirschkuchen für mich. Ich bin sprachlos über so viel Gastfreundschaft. Alexander, Kerstins Mann ist nebenberuflich Barhufpfleger und kennt somit viele Pferdehalter und Ställe auf meiner zukünftigen Route. Kann es noch schöner laufen? Es hat heute auch noch nicht geregnet, nur der Wind geht stark und ich sichere mein Zelt zusätzlich mit Abspannleinen. Igor genießt die Wiese, wuzzelt sich und frisst Gras. Auch die Einstellerin Elisabeth, die ich schon in Emmersorf getroffen habe, kommt mich mit ihrem Pferd und ihrem Mann besuchen. Sie fragt mich ob ich vegetarisch oder vegan esse. Als ich ihr sage, dass ich vegan esse, sagt sie “Kein Problem, ich mach dir was und bring dir Abendessen”. Ja es geht noch schöner. Ich bekomme ein Fresspacket mit Pasta, Mandarinen, einer Banane und Schokofrüchten. So viel und gut habe ich seit meiner Abreise nicht gegessen.
Zwischendurch telefoniere ich immer wieder mit Andi um ihn nicht nur an meinen schwierigsten Momenten, sondern auch an den schönen Erlebnissen teilhaben zu lassen. Er freut sich total für mich.
Dann checke ich die Route für den nächsten Tag. Alexanders Hufkundin ist bereit mich aufzunehmen, aber etwas zu weit weg für eine Tagesstrecke. Ich suche eine Unterkunft und finde einen Kamelreitschule genau in der Mitte der Strecke. “Bingo” denke ich mir und rufe gleich einmal an. Gerda zeigt sich sehr erfreut, dass ich bei ihr übernachten möchte und ich freue mich riesig. Kamele, die wünsche ich mir ja schon lange für Hof-Sonnenweide.
Was für ein wunderschöner Tag mit tollen Menschen. Als ich nochmals mit Andi telefoniere stellen wir fest das die bisher schönsten Momente meiner Reise immer auf die Begegnungen mit unglaublich lieben Menschen zurückzuführen sind.
Sehr dankbar lege ich mich ins Zelt, höre wie Igor draußen noch Gras und Heu frisst und schlafe bald ein. In der Nacht regnet es nur ein bisschen :)
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