Wanderung Tag 11

Ich stehe gleich nach dem Aufwachen um 5.00 Uhr auf und schreibe alle für mich wichtigen Begriffe auf einzelne Zettel: „IGOR“ „ICH“  „VERLETZUNG“ „ WEITERGEHEN“  „BLEIBEN“ „IGORS BEIN“. Diese Zettel lege ich meinen Impulsen folgend auf dem Boden auf und stelle mich der Reihe nach darauf. Ich beschreibe was ich auf dem jeweiligen Bodenanker sehe, höre, fühle und welche Gedanken dazu kommen. Dann verändere ich die Lage der Zettel, wiederum meinen Impulsen folgend so lange bis es sich richtig anfühlt. Ich brauche dabei kein klares Ergebnis, ich weiß nach unzähligen Aufstellungen, dass sich mein Unterbewusstsein weiterhin damit beschäftigen wird und mir dann einen möglichen Weg präsentiert, meist einen an den ich bisher nicht gedacht habe.

Ich mache mich fertig und gehe zu Igor. Mal schauen wie er heute geht. Ich lasse ihn aus der Box und beobachte seine Bewegungen. Keine Lahmheit mehr zu sehen. Dennoch bin ich mir nicht sicher was ich machen soll. Eigentlich könnte ich ja weitergehen. Da kommt Sandra, meine Gastgeberin um die Ecke. Sie ist Ärztin, Homoöpathin, bietet tiergestützte Therapie an und behandelt vorwiegend Menschen und auch Tiere mit den Methoden der Omnipathie. Diese ist aus der Cranio Sacralen Osteophathie entwickelt. Sandra fährt heute mit ihrer Tochter für 5 Tage in die Therme Lutzmannsburg für einen Mutter Tochter Urlaub. „Ich habe mir etwas überlegt“, sagt sie. „Wenn du möchtest dann behandle ich deinen Igor. Es wäre aber fein, wenn er dann morgen auch noch einen Ruhetag einlegen könnte, damit die Behandlung gut anschlägt. Du kannst es dir ja überlegen.” Ich brauche nicht darüber nachdenken. Hier ist der Weg den ich gesucht habe. Ich stimme sofort zu. Plötzlich ist das Chaos in meinem Kopf weg und alles rückt wieder an seinen Platz. Ich bleibe noch zwei Tage, Igor bekommt eine Cranio Sacral Behandlung und dann können wir  entspannt unseren Weg fortsetzen. Das Leben macht keine Fehler.

Ich bin total neugierig wie so eine Behandlung abläuft. Wir gehen zum Igor in die Box und Sandra beginnt damit ihre Hände an bestimmte Stellen an Igors Körper zu legen. Es ist so schön meinen großen Liebling dabei zu beobachten. Ganz ruhig steht er da ohne dass ich ihn halten muss, die Lippen zucken und bewegen sich und manchmal sieht er aus als wäre er in einem Trancezustand. Es tut ihm sichtlich gut. Auch wenn ich keine Ahnung von der Cranio Sacral Methode habe kann ich an Igors Reaktion sehen wie fein das gerade für ihn ist. Ein bisschen beneide ich ihn gerade. Auch nach der Behandlung steht er tiefenentspannt in seiner großen Box während ich neben ihm sitze und diese Zeilen schreibe. Ich habe das Gefühl, dass er meine Nähe mag, aber derzeit nicht berührt werden möchte. Ich bin so froh über meine Entscheidung hier zu bleiben sowohl für mich selbst als auch für Igor. Außerdem bin ich wieder so berührt von der Großzügigkeit der Menschen die mir begegnen. Sandra wollte sich für die Behandlung nicht bezahlen lassen. Sie meint das ist ihr Anteil an einer Igor Patenschaft.

Da Igor tiefenentspannt in seiner Box steht, helfe ich dabei das Mittagessen für die Gemeinschaft vorzubereiten. Da Sandra ja auf Urlaub fährt kann ich auch morgen ein bisschen mithelfen und die Stallarbeit bei den Eseln und Pferden übernehmen solange ich da bin. Ich freue mich über diese Aufgaben die mir das Gefühl geben auch etwas einzubringen.

Den restlichen Tag verbringe ich neben Igor in seiner Box. Ich beobachte ihn, er döst sehr viel, frisst viel Heu und pinkelt sehr oft. Er wirkt nach wie vor sehr sehr entspannt und ich freue mich über meine Entscheidung noch zu bleiben. Es ist gar nicht so einfach für mich Dinge auf mich zukommen zu lassen. Aber immer wenn ich das mache, passieren wunderbare Dinge. Ich bin schon neugierig wie lange es noch dauert bis ich voll darauf vertrauen lerne, das alles so passt wie es ist.

 

 

 

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