Wanderung Tag 9

Ich gehe früh zu Igor und sehe nach, wie es  ihm in seiner Box geht. Er begrüßt mich nicht, steht aber ruhig da. Ich taste seine Beine ab und kann wieder nichts Ungewöhnliches spüren. Keine  warmen oder angeschwollen Stellen, Igor belastet das Bein ganz normal.  Die Box ist zu klein um zu sehen wie er geht. Dann setze ich mich zu ihm und er entspannt sich sichtlich. Igor trinkt Wasser, pinkelt, apfelt und beginnt zu fressen. Ich muss warten bis die anderen Pferde aus der Box auf die Wiese gebracht werden, erst dann kann ich Igor herausführen und sehen wie sein Gangbild ist.

Dann ist es soweit, die Pferde sind draußen und ich bringe Igor in die große Reithalle. Er geht merklich besser. Es ist noch nicht ganz in Ordnung aber im Vergleich zu Gestern schon richtig gut. Wir geben Igor ein schmerzstillendes, entzündungshemmendes Medikament und ich beschließe einmal bis Mittag abzuwarten. Ich möchte ins LebensGut Miteinander gehen, nur ein paar km über den flachen Radweg weiter. Das Lebensgut kenne ich noch von Früher, ich habe mit einem der Initiatoren, Tom Vogel, vor einigen Jahren einmal ein Interview über das Projekt geführt und war sehr beeindruckt. Es gibt dort auch Esel und es wäre der perfekte Ort um mit Igor einen entspannten Pausetag einzulegen.

In der Zwischenzeit laden mich Leo und seine Frau zum Frühstücken ein. Wir gehen ins Stüberl, von wo aus man in die große Reithalle sehen kann in der Igor steht, das Tor zur Halle ist geschlossen. Von oben sehen wir das Igor entspannt herumgeht und sich alles ansieht. Vor allem der Spiegel fasziniert ihn und er beschnuppert die Cavaletti die in der Halle stehen. Da ist wirklich super denn mittlerweile kann ich mich  Igor schon für einige Minuten alleine lassen um zu duschen oder wie jetzt zu frühstücken. Er vertraut offenbar darauf das ich zurück komme und ihn nicht verlasse. Nach dem Frühstück räume ich das Geschirr ab und verliere Igor dadurch einige Augenblicke aus den Augen. Leo ist bereits nach unten gegangen um mit der Stallarbeit zu beginnen. Als ich einige Minuten später auch nach unten gehe um Igor aus der Halle zu holen steht dieser bereits auf der anderen Seite und sieht mich an. Ich verstehe zuerst nicht was da los ist. Dann sagt Leo fassungslos, das Igor über das geschlossene,  mind.  1,50 m hohe, massive Tor gesprungen ist. Aus dem Stand!!! Unglaublich, das hat laut Leo bisher kein Pferd geschafft. Ich untersuche Igor auf Verletzungen, kann aber nichts feststellen. Nur ein paar Haare aus seinem Fell hängen am Tor.

Mittlerweile haben wir die Zusage vom Lebensgut das wir kommen dürfen. Da es nicht weit weg ist warten wir noch bis Mittag und verbringen einen ruhigen Vormittag bei Leo. Igor geht mittlerweile wieder völlig gerade ohne zu lahmen. Ich fragen ich warum das gestern mit dem Bein passiert ist. Wenn es mir eines klar gemacht hat, dann das es für mich sehr traurig wäre wenn wir die Reise abbrechen hätten müssen. Trotzdem es nicht immer einfach und phasenweise anstrengend ist, möchte ich dennoch gerne weitergehen und sehen was noch auf uns wartet. Deshalb bin ich so dankbar das es Igor wieder gut geht.

Wir gehen bei bedecktem Himmel los und als wir 5 Minuten unterwegs sind, beginnt es zu schütten – wieder einmal. Unverdrossen schlendern wir weiter, da am Radweg nichts los ist kann ich Igor frei laufen lassen und er zupft rechts und links Gras aus der Wiese. Der Radweg führt dann durch Hainfeld und die Stadt ist größer als ich es erwartet habe. Igor ist viel gelassener als ich. Der Radweg führt nicht über die Hauptstraße sondern über kleine Gässchen etwas abseits. Igor sieht sich neugierig um und schaut in die Gärten. 

Dann kommen wir im Lebensgut an und Anna, die Tochter meiner Gastgeber empfägt uns mit ihrer Freundin. Sie zeigen uns wo wir hin müssen und sie bewundern Igor. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und die Welt sieht gleich wieder freundlicher aus. Igor kann frei herumlaufen und für die Nacht hat er eine ganz große Box  gleich direkt neben den anderen 6 Eseln und den beiden Pferden. Ich bekomme noch eine Beinwell Tinktur für Igors Bein und werde zum Abendessen eingeladen. Das nehmen wir am Teich ein und Igor steht in unmittelbarer Nähe und sieht uns zu. Sandra, meine Gastgeberin, hat mir ein Zimmer im Lebensgut hergerichtet und zuerst lehne ich ab weil ich bei Igor bleiben möchte. Dann richten wir gemeinsam seine Box her, Igor bekommt viel Stroh zum Hinlegen und ich sehe wie entspannt er ist, umgeben von Artgenossen. Da beschließe ich mir auch etwas zu Gönnen und in einem Zimmer zu schlafen. Es gibt auch Gemeinschaftswaschmaschinen und ich bin glücklich. Mit der Hand mit kaltem Wasser waschen ist auf Dauer möglich, aber so richtig gewaschene Wäsche ist schon was Feines.

Ich sehe nochmals nach Igor der sehr ruhig wirkt und verspreche ihm morgen ganz früh gleich wieder zu ihm zu kommen. Dann gehe ich ins Haus, ein ehemaliges Kloster und freue mich über die ausgiebige heiße Dusche. Es ist schön wie man auf Reisen wieder lernt die kleinen Dinge zu schätzen. Ich kuschle mich  ins Bett und freue mich auf den morgigen Pausetag mit vielen lieben Menschen.

 PS: Wenn du unseren Lebenshof unterstützen möchtest, dann freuen wir uns sehr über eine Spende oder Tierpatenschaft. Hier gehts zu den Infos: Tierpatenschaften

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