Wanderung Tag 10

Ich habe geschlafen wie ein Stein und gehe um ca. 6 Uhr Richtung Igor. Mir kommen schon die Mädchen entgegen, die bei Igor schon die Eseläpfel aus der Box geräumt und ihn mit zusätzlichem Heu versorgt haben. Daran das Igor Stroh am Bauch klebt, kann ich sehen das er sich in der Nacht hingelegt hat. Ein Zeichen von Entspannung. Als ich ihn aus der großen Box lasse, merke ich wieder ein leichtes Lahmen.

“So ein Scheiss”, denke ich mir, ist es also doch noch nicht ganz  überstanden. Er humpelt nur leicht, aber dennoch sichtbar. Da heute sowieso ein Pausetag geplant ist, beschließe ich zunächst einmal abzuwarten.  Igor ist entspannt, lässt sich von mir Kraulen und massieren und wir verbringen den Tag auf der Wiese vor den anderen Pferden und Eseln die hier leben. Igor bekommt viel Besuch von den Menschen die am Lebensgut Miteinander wohnen und auch von deren Besuchern. Ich erzähle von unserem Hof und als ich mit der Marktgärtnerin, Lucia, vom Lebensgut spreche, kommen wir drauf das sie mit Andi gemeinsam den Market Gardening Kurs bei Bio Austria gemacht hat. Sie bringt mir eine Fenchelknolle und Zuckererbsenschoten mit die ich gleich einmal verputze. Der Fenchel wird natürlich mit Igor geteilt.  

Das Stillsitzen den ganzen Tag fällt mir überhaupt nicht leicht. Ich plane unsere weitere Route, sehe mir die Wege genau an und beschließe, auch wegen Igors Bein, noch länger am Radweg zu bleiben. Der führt entlang der Gölsen und ist komplett flach. Dann schnappe ich mir Scheibtruhe und Werkzeug und gehe bei den Eseln und Pferden abmisten. Gleich fühle ich mich wieder wohler wenn ich etwas zu tun habe. Igors Bein gefällt mir auch am Abend noch nicht gut. Manchmal geht er vollkommen gerade, manchmal sehe ich aber doch noch das er lahmt. Ich streiche ihm das Bein wieder mit Beinwell Tinktur ein und mache mir Gedanken wie es morgen weitergeht.

Sandra und Peter, meine beiden Gastgeber haben mir angeboten zu bleiben solange ich möchte. Das gibt mir natürlich Sicherheit, auch wenn ich eigentlich weiterziehen möchte. Am Abend haben wir dann noch viel Spaß dabei die neuen Hühner, die vor einer Woche am Lebensgut angekommen sind, in den Stall zu bekommen. Die jungen Damen haben heute nämlich ihren  Stall zum ersten Mal verlassen um ihr Revier zu erkunden. Jetzt möchte ein Teil von ihnen gleich unter dem Stall, der auf einem Wagen steht, übernachten. Das ist aber wegen Fuchs und Marder keine gute Idee. Da das bei unseren neuen Hühnern am Hof auch immer wieder passiert bin ich geübt und helfe mit alle Hennen sicher in den Stall zu bekommen. Das lenkt mich eine Weile von Igor ab. Danach setzt das Gedankenkarussel wieder mit aller Macht ein. Soll ich noch am Lebensgut bleiben oder weiterziehen. Wie soll ich Igors Bein behandeln? Ein Tierarzt verschreibt in solchen Fällen meist einmal schmerzstillende und entzündungshemende Medikamente die oft schon helfen. Eine genaue Diagnose ist sowohl bei Eseln, als auch bei Pferden nämlich gar nicht so einfach zu machen.

Aber morgen ist Sonntag und deshalb fällt der Tierarzt flach. Dann gibt's noch die Variante das Igor morgen Früh völlig lahmfrei geht. Soll ich dann weitergehen oder lieber noch bleiben. Und was ist neben Igors Wünschen und Bedürfnissen das was ich will….

Ich denke und denke und komme zu keinem Ergebnis. Deshalb beschließe ich morgen gleich in der Früh eine Aufstellung mit Bodenankern zu zu machen. Das bringt mir fast immer Klarheit oder neue Perspektiven. Damit schlafe ich ein und wache in der Nacht ganz oft auf um mir weiter Sorgen zu machen.

PS: Wenn du unseren Lebenshof unterstützen möchtest, dann freuen wir uns sehr über eine Spende oder Tierpatenschaft. Hier gehts zu den Infos: Tierpatenschaften

 

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