Heute spüre ich besonders die körperliche Herausforderung. Rund 20 km pro Tag sind zwar machbar aber einfach zu viel. Vor allem wenn es die ganze Zeit bergauf und bergab geht mit ordentlich Gepäck am Rücken. Deshalb versuche ich unsere Tagesetappen kürzer zu planen und früher am Nachmittag schon Schluss zu machen. Zuerst verläuft der Weg ganz flach. Viele Radfahrer begegnen mir. Die meisten mit mürrischen Gesichtern, trotz des schönen Wetters und der herrlichen Aussicht auf die Hohe Wand. Und dann geht's wieder bergauf Richtung Muthmannsdorf. Der Schotterweg auf dem wir gehen wird im Wald zu einem schmalen Hohlweg und ich habe Sorge, dass Igor mit seinem Gepäck nicht durchpasst. Ich lasse ihn vom Führstrick damit er seinen Weg selbst findet. Das ist wesentlich einfacher. Irgendwie klappt es bis dann ein Baumstamm quer über den Weg liegt. Links nur eine schmale Möglichkeit auszuweichen. Ich beschließe Igor die Packtaschen abzunehmen und während ich noch überlege wie ich das auf dem steilen Stück anstellen soll, hat Igor sich schon durchgezwängt. Das Geräusch das die Taschen dabei machen, als sie links und rechts an den Bäumen streifen lässt mich Übles befürchten. Aber es ist zum Glück nichts kaputt gegangen. Es ist ein wunderschöner Wald hier. Anstrengend zu gehen aber aber schön anzusehen. Mein Nachtquartier in Peisching habe ich dank Romy bei der ich in Weikersdorf übernachtet habe, schon gefunden. Sie hat für mich herumtelefoniert und einen privaten Pferdebesitzer gefunden der mit ihrer Mutter verwandt ist. Das entspannt mich total. Trotzdem bin ich heute in etwas gedämpfter Stimmung. Ich habe Blasen an den Füßen und fühle mich sehr erschöpft. Dann sind wir endlich am höchsten Punkt der ersten Etappe angekommen. Eine Sitzbank steht da und es wächst viel Gras. Da möchte ich gerne Pause machen. Leider will Igor das nicht. Er frisst lieber zwischendurch wenn wir unterwegs sind. Nimmt mal da ein Maul voll Gras und mal dort. Wenn er dann länger bleiben möchte, sind das meist Stellen die nach menschlichem Ermessen nicht so schön sind. An Straßenrändern zum Beispiel. Dort ist ihm dann eine Pause recht, egal wie ich das finde. Also erhebe ich mich nach zwei Minuten von der Bank und wir gehen bergab Richtung Muthmannsdorf. Wir begegnen einer Frau aus Wiener Neustadt die Igor fast ehrfürchtig ansieht. Ich kann das verstehen, ich staune nach 5 Jahren auch noch immer wie wunderschön dieser Esel ist. Wir unterhalten uns ein bisschen, ich erzähle von meiner Reise und sie wünscht mir alles Gute. Diese Begegnung hebt meine Laune merklich. Überhaupt sind bisher die Begegnungen mit Menschen das schönste gewesen. Und so beginne ich dann die zweite Etappe, von Muthmannsdorf nach Peisching. Nicht mehr ganz so steil aber auch nicht ganz ohne. Ich bin froh, dass wir bald ankommen. Direkt am Waldrand wohnt unser Gastgeber. Ich sehe schon eine wunderschöne Wiesenkoppel und freue mich. Leider stellt sich später heraus, dass diese dem Nachbarn gehört. Wir bekommen ein Stück Wiese zugewiesen, Igor bekommt Heu und Wasser das er sofort annimmt. Mittlerweile trinkt er aus allen Behältern die ihm angeboten werden. Gott sei Dank. Die Wiese ist abschüssig, aber ich finde einen halbwegs geraden Platz für mein Zelt. Ich frage meine Gastgeber Hubert und Johanna nach der morgigen Strecke. Ich habe gelernt, dass nicht nur die Kilometer der nächsten Etappe wichtig sind sondern auch die Höhenmeter. Deshalb fürchte ich mich vor dem bevorstehenden Abschnitt. Gemeinsam mit Johanna tüfteln wir an einer weniger anstrengenden Route und finden sie auch. Als ich dann auch noch duschen darf, bin ich sehr glücklich. Als ich am Abend schon im Zelt sitze kommen noch einige Nachbarn vorbei. Sie bringen mir Äpfel, Orangen und Brot und fragen nach meiner nächsten Etappe. Als einer der Besucher hört, dass es Muggendorf sein wird, ruft er sofort die dortige Bürgermeisterin an, die mir einen Übernachtungsplatz organisiert. Sehr beseelt und glücklich lege ich mich ins Zelt. Natürlich beginnt es wieder zu regnen. Da mein Zelt schief steht, rechne ich fast mit einer Überschwemmung. In der Nacht werde ich von Starkregen geweckt. Wieder eine Wasserlacke im Zelt. Ich finde die Schwachstelle nicht, und beschließe das Problem auf den nächsten Tag zu verschieben. Igor hat sich unter einen Baum gestellt und wirkt gechillt.
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