Die wundersame Wiedergeburt der Aida

Die wundersame Wiedergeburt der AIDA

 

Stell dir vor, du bist im Himmel. Eigentlich ist es eh schön, aber auf Dauer auch ein bisserl fad. Alles so paradiesisch, weiße Wolken, Garten Eden und dann die nervige Engerlpartie mit ihren Harfen… 

Da siehst du am schwarzen Brett eine Notiz: 

KandidatInnen für Wiedergeburt gesucht. Die Ziellebensform ist ein edler weißer Vogel mit großen Flügeln…

Weil du dich noch nie so für Details interessiert hast, liest du gar nicht weiter und denkst dir: „He cool! Weißer Vogel mit großen Flügeln! Ich werde um die Welt fliegen! Majestätisch und edel“ 

Sofort meldest du dich für den nächsten Wiedergeburts Slot und schwupps…

…landest du in einer Putenfarm, umringt von 9.999 Kolleginnen. Kannst dich kaum bewegen, weil rundherum kein Platz, und die mächtigen Flügel entpuppen sich als völlig wertlos, weil flugunfähig.

Also rufst du sofort beim Helpdesk des Himmels an, und beschwerst dich über diese Sauerei.

Dort meldet sich allerdings nur eine überforderte Call Center Mitarbeiterin und schwafelt irgendetwas von AGB´s und höhere Gewalt.

Du gibst nicht auf und verlangst den Vorgesetzen. In der Warteschleife dudeln Harfen, und kurze Zeit später erklärt dir irgend ein Peter oder so ähnlich, dass er eine Ausnahme machen wird. Du hörst nur mehr Paradies auf Erden, dann legt er auf – weil Feierabend im Himmel…

Eine Stunde später findest du dich mit zwei deiner Kolleginnen in einem Karton. Noch eine Stunde später siehst du das erste Mal Hof-Sonnenweide. Wow, das kommt dem Paradies schon ziemlich nahe, denkst du dir. Besser noch!  Keine nervigen Engerl mit Harfen!

 

16 Monate später.

Du liegst lässig in der Sonne. Bequem angelehnt am Zaun genießt du die warmen Strahlen an deinem Federkleid. 

Die wertlosen Flügel sind dir mittlerweile egal. Wer braucht schon Flügel, wenn das Futter serviert wird, und auch sonst alle Annehmlichkeiten bequem zu Fuß erreichbar sind. 

Blöderweise findet der Schäferhund, der draußen vorbeiläuft die Flügel äußerst interessant. Die folgende Diskussion mit ihm ist kurz und intensiv. Er spart auch nicht mit bissigen Kommentaren. 

Der eilig gerufene Tierarzt diskutiert dann gar nicht, flickt in mühevoller Detailarbeit die vielen Bisswunden und entfernt etwas das nur mehr entfernt an einen Flügel erinnert. Ob es reiner Zufall ist, oder er deswegen gleich in Urlaub fährt, ist im Endeffekt auch egal.

Eine Woche später scheint das ganze Schlamassel weitgehend überstanden, doch dann platzt die größte Wunde rund um den Flügelknochen auf, und diesmal darf eine Tierärztin und ausgewiesene Putenspezialistin ran.

Sympathisch aber realistisch zitiert sie das Lehrbuch und meint, dass die Heilungschancen bei einer offenen Wunde dieser Größe und einem freiliegenden Knochen quasi eher an ein Wunder grenzen. 

Du denkst dir: Was interessieren mich die Lehrbücher? Und schon gar nicht interessiert mich die nervige Engerlpartie dort oben mit ihren Harfen. Ich bleib da! 

Elisabeth und Andreas, die beiden Engerl aus dem Paradies auf Erden versorgen (ohne Harfen) in den nächsten Wochen die Wunde und bauen sogar einen eigenen Reha Stall für dich. 

 

Und so kommt es, dass du drei Monate später putzmunter trällernd und plaudernd über den Hof schlenderst. Man lebt ja schließlich nur einmal im Paradies…

 

In diesem Sinne: 

Lass die Sau raus!

Liebe Grüße

Andi