Urlaub zuhause

Mit unserem Einzug auf Hof-Sonnenweide hat sich auch das Urlaubsverhalten von Andi und mir grundlegend geändert. Gemeinsame Urlaube sind ein recht großer Organisationsaufwand und wahrscheinlich auch deshalb habe ich immer mehr die nähere Umgebung für mich als Urlaubsziel entdeckt. Zuerst mit meinem Gogo-Mobil (zum Camper umgebauter ehem. Rettungswagen) mit dem ich Miniurlaube mit 1 – 2 Übernachtungen machte und seit dem letzten Jahr mit meinen Eseln. 

 

Wandern mit den Eseln ist eine wunderbare Sache, wenn auch nicht unanstrengend. Gerade Martin, der erfahrenste und coolste Esel besitzt einen sehr starken Charakter der mich manchmal zum Verzweifeln bringt wenn er partout nicht in die Richtung gehen möchte in die ich will. Das wird aber von Tour zu Tour besser und mittlerweile haben wir uns gut arrangiert und meist finden wir Kompromisse die für uns beide passen. Eigentlich für uns drei denn wenn ich mit Martin unterwegs bin ist Lucky, sein bester Freund, auch immer dabei. Lucky ist aber sehr pflegeleicht, er macht immer genau das was Martin macht und somit kann ich ihn meist auch frei mitlaufen lassen. 

 

Mit Martin und Lucky war ich am Neusiedler See unterwegs, im Naturpark Geschriebenstein und entlang des Alpannonia Wanderweges. Immer mit Zelt und Rucksack damit wir unsere Übernachtungen nicht planen müssen sondern dort bleiben können wo es gerade gut passt. So haben wir schon auf Bauernhöfen übernachtet, in kleinen privaten Pferdeställen und auch im Wald, was für mich am allerschönsten ist. 

 

Heuer begannen wir die Saison mit einer kleinen Wanderung in die Bucklige Welt. Direkt von unserem Hof-Sonnenweide weg wanderte ich mit Martin und Lucky über die Ruine Landsee weiter nach Stang wo wir bei einem Michwirtschatsbetrieb übernachteten. Dann gings am nächsten Tag weiter Richtung Krumbach, über Bad Schönau nach Kirchschlag und von dort aus nach Lembach zur Gaißmühle. Dort schlugen wir unser Nachtlager am wunderbaren Pfadfinderplatz mitten im Wald auf und wanderten am nächsten Tag über Kaisersdorf und Neudorf bei Landsee wieder nach Hause.

 

Seit vorigem Sommer ist Igor, ein wunderbarer junger Riesenesel bei uns am Hof. Dieser Esel ist ein wahrer Herzensbrecher weil er zum einen wunderschön und außergewöhnlich ist, zum anderen aber auch einen wunderbaren Charakter hat. Von Beginn an ging Igor mit mir alleine, also auch ohne einen zweiten Esel spazieren, er ist der einzige unserer 5 Esel der damit überhaupt kein Problem hat. 

 

Deshalb habe ich nur auf den richtigen Zeitpunkt gewartet um mit Igor einen ersten Overnight zu machen. Auch wenn ihm Spaziergänge großen Spaß machen wenn er alleine mit mir unterwegs ist, ist es dennoch wieder etwas ganz anderes auch die Nacht in einer fremden Umgebung ohne einen tierischen Freund zu verbringen. Die Gelegenheit bot sich als Andi und ich bei Karin Giefing in der Naturkuchl in Kaisersdorf essen waren und ich ihr von meinem Eselausflug in die Bucklige Welt erzählte. Sie bot mir sofort an, wenn ich mal Lust hätte bei ihr im Garten zu übernachten. Das war das perfekte Szenario für Igors „erstes Mal“. Ein rundherum abgeschicherter Hof, Grünfläche und nahe genug um im Ernstfall nach Hause gehen zu können, auch in der Nacht.

 

Und so wanderte ich mit meinem jungen großen Esel auch vom Hof weg über Landsee nach Kaisersdorf. Es war ein Traum mit dem fröhlichen und gemütlichen Esel zu gehen. Igor läuft im Wald die meiste Zeit frei. Das macht uns beiden den größten Spaß. Da kann er nach Herzenslust an Grashalmen und Blättern knabbern und mir dann hinterher galoppieren wenn ich zu weit voraus bin. Er bleibt immer in meiner Nähe, nur bei saftigen Wiesen vergisst er manchmal das ich auch noch da bin und ich muss ihn holen.  Auch durch Orte bzw. entlang von Straßen benimmt sich Igor als hätte er in seinem kurzen Eselleben noch nie etwas anderes gemacht. Ich musste nicht großartig üben, das meiste hat sich, so wie auch bei Martin und Lucky, ganz selbstverständlich ergeben. 

 

Die Übernachtung hat wunderbar geklappt. Das Hoftor zum Garten in dem wir übernachteten war das einzige Hindernis, das wir aber auch mit einiger Geduld und ganz besonderen Leckerchens, überwinden konnten.  Die Nacht verlief ruhig, Igor hat sich sogar mit 5 Metern Abstand vor meinem Zelt hingelegt. Ihr könnt Euch sicher vorstellen was das für ein wunderbares Gefühl war. Erst gegen 4.00 Uhr früh wurde er etwas unruhig. So packe ich unsere Sachen zusammen und um 5.00 Uhr waren wir bereits wieder unterwegs Richtung Weppersdorf. Die meiste Zeit regnete es und der Wind ging ziemlich stark, was Igor vollkommen egal war. Seine Gelassenheit ist ansteckend und so wanderten wir klatschnass und nach Hause wo wir von Andi mit einem heißen Kaffee für mich schon erwartet wurden.

 

Obwohl wir nun schon seit fast 9 Jahren in Wepperdorf leben bin ich immer wieder erstaunt wie wunderbar unsere nächste Umgebung ist. Vor allem wenn man zu Fuß unterwegs ist nimmt man eine komplett andere Perspektive an. Strecken die man schon 100 Mal mit dem Auto gefahren ist wie die wenigen Kilometer nach Kaisersdorf oder hinauf zur Ruine Landsee lassen sich plötzlich völlig neu entdecken und vergessen das man ja eigentlich nur einen Katzensprung von zuhause entfernt ist. 

 

Wandern ist außerdem eine äußerst kostengünstige Art zu reisen. Meine Verpflegung habe ich mir für die wenigen Tage in denen ich unterwegs bin immer selbst mitgenommen. Nichts aufwendiges weil ich kein Kochgeschirr mitschleppen möchte. Ich wurde auch einige Male zum Essen eingeladen und für die Übernachtungen haben meine jeweiligen Gastgeber noch nie Geld angenommen obwohl ich es anfangs immer angeboten habe. Nicht mal eine Kiste Bier durfte ich in Rust für die Übernachtung und Verpflegung meiner Esel spendieren. 

Die meisten Menschen begegnen mir sehr sehr freundlich, was wahrscheinlich zum großen Teil an den unglaublich lieben Tieren liegt die mich begleiten aber ich denke auch ohne Tiere ist man als umsichtiger Wanderer gerne gesehen.

Fernreisen vermisse ich überhaupt nicht, ich bin seit Jahren schon nicht mehr geflogen weil ich alles was ich mir von einem Urlaub erwarte in meiner unmittelbaren Umgebung finde. In erster Linie ist da für mich ein Perspektivenwechsel, Natur, Abenteuer und viele schöne Erinnerungen.  Ausnahme sind Tage die ich mit Andi gemeinsam in Kroatien oder Slowenien am Meer verbringe. Da sind wir im Gogo-Mobil unterwegs, am Meer mit schwimmen, viel essen,  schnorcheln, in der Sonne braten und lesen. Das bietet uns Gelegenheit mal nur zu zweit, ohne unsere tierischen Mitbewohner zu sein. 

 

Früher hab ich immer von einer monatelangen Wanderung mit einem Pferd geträumt. Jakobsweg oder ähnliches ist mir da vorgeschwebt. Weil das aber im Moment noch schwierig wäre weil ich mir dafür mindestens 3 Monate Zeit nehmen würde, mein Haflinger nicht sehr begeistert von körperlicher Anstrengung ist und ich Andi nicht alleine lassen kann und will, hab ich mit den Kurzurlauben mit den Eseln begonnen. Einfach das tun was gerade möglich war und nicht ewig herumträumen. 2 – 4 Tage Urlaub vom Bauernhof zu machen lässt sich leicht organisieren und warum ewig mit dem unwilligen Haflinger Liberty trainieren wenn die Eseln ohne jedes Training und viel Spaß sofort beim Wandern dabei sind.  Mittlerweile bin ich mir gar nicht sicher ob ich überhaupt noch eine monatelange Tour machen möchte weil schon eine Übernachtung ein richtiges kleines Abenteuer sein kann und warum denn in die Ferne schweifen wenn das Gute ist so nah. 

Eseltour Bucklige Welt Martin und Lucky Mai 2020

Eseltour mit Igor Juni 2020

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