Frag die Tiere...

Fragen an Tiere stellen

 

Vor einigen Wochen, nach einem sehr inspirierenden Laddership Workshop mit Nipun Metha, schickte mir dieser, als ich ihm von unserem Hof-Sonnenweide erzählte, das Video eines kalifornischen Gnadenhofes. In sehr berührenden Bildern wurde gezeigt welchen positiven Einfluss die geretteten Tiere auf die Menschen haben und wie einfach das ist.  Man konnte zum Beispiel einen jungen Mann sehen der vor dem Gehege eines riesigen Kondors saß, der vor Jahren verletzt wurde und nicht mehr fliegen kann. Als die beiden, der Mensch und das Tier Kontakt miteinander aufnahmen, war ganz eindeutig die veränderte Körpersprache der beiden zu beobachten. Der Junge erzählte nachher, das er dem Kondor Fragen gestellt hätte und der Kondor antwortete. 

 

Als ich den Film sah, habe ich im ersten Moment keinen Zusammenhang hergestellt zwischen der kalifornischen Anlage und Hof-Sonnenweide. Was mir mehr zu schaffen machte war,  das ich, nach eine Pause die für uns notwendig war, den Hof wieder öffnen wollte aber nicht genau wusste wie damit es für mich und die Tiere gut ist. Mit den „Mit Tieren sein…“ Tagen für Erwachsene, habe ich ja schon vor einem Jahr den ersten Schritt gemacht. Nun fühlte ich, das es an der Zeit war noch weiter zu gehen.

 

Also ging ich zu den Pferden und Eseln, die bei uns auf einer Fläche von ca. 1 ha sehr frei leben und fragte in die Runde: „Was sollen wir tun um den Hof wieder mehr zu öffnen, worauf habt ihr Lust?“ Nach kurzer Wartezeit kam die Antwort von Rokita, einer sensiblen und wunderschönen Stute, so deutlich als hätte sie gesprochen. „Öffne den Hof für Jugendliche“ . Am selben Tag hatte ich die Termine festgesetzt, den Text geschrieben, die ungewöhnlichen Zahlungsmodalitäten entwickelt (Multiple Forms of Capital) einen Flyer entworfen, die FB Veranstaltungen ins Netz gestellt und an ein paar Bekannte verschickt. Ich hatte eine riesen Freude damit und mir ging so richtig das Herz auf bei der Arbeit wie so oft wenn ich etwas Neues beginnen

 

Wichtig war auch zu versuchen in mir selbst wenig Erwartungshaltung aufzubauen. Aus Erfahrung weiß ich, dass unerfüllte Erwartungen mich sehr traurig und frustriert machen. Aber das ist leichter gesagt und gedacht als getan. Natürlich möchte ich meine Freude die ich mit dem Hof habe teilen. Und natürlich möchte ich, dass das Geschenk auch angenommen wird. 

 

Für den ersten Termin im Juni haben sich keine Interessenten gemeldet und ich konnte eigentlich ganz gut damit umgehen. „Beim Zweiten, in den Ferien wird es anders aussehen“, dachte ich mir „und es muss sich ja auch erst herumsprechen.“ 

 

Heute wachte ich auf und war aus irgend einem Grund den ich nicht kenne total down. „Niemanden interessiert was ich mache, keiner möchte die Tiere kennen lernen, was mache ich falsch, weshalb nimmt meine Einladung niemand an,…“ So ähnlich kreiste es in meinem Kopf herum und meine Stimmung wurde immer mieser. Normalerweise bekomme ich das ganz gut weg wenn ich laufen gehe aber bei dieser Hitze wäre da nur in der Früh möglich und den Zeitpunkt hatte ich schon verpasst. Eh klar…

 

Also ging ich hinauf zu den Pferden und Eseln, die von Bremsen umschwärmt in ihrem Unterstand standen. Ich wollte sie mit Anti-Bremsen Spray besprühen um es ihnen ein wenig leichter zu machen. Nachdem ich fertig war setzte ich mich in ihre Mitte auf den Boden und fragte in die Runde: „Was meint ihr, was kann ich tun damit mehr Menschen zu euch finden um euch kennen zu lernen? Damit sie Eure Schönheit und Eure Einzigartigkeit wahrnehmen können und etwas Gutes für ihr Leben erfahren. Damit sie spüren wie schön es ist, mit Euch zusammen zu sein.“  Dann saß ich weiter da, wehrte die Bremsen ab die mittlerweile mich, als einziges nicht besprühtes Subjekt attackierten. 

 

Wie immer bei mir, nimmt dann eines der Tiere nach recht kurzer Zeit Kontakt auf.  In diesem Fall war es mein Haflinger Liberty. Zuerst sah er mir in die Augen und gähnte herzhaft. Dann kam er langsam auf mich zu und begann mein Knie abzuschlecken und zwar so richtig, wie ein Hund. Dann meine Waden, meine Hände und meine Arme. Ich saß nur da und war baff. Das hatte er so noch nie gemacht. Außerdem kitzelte es unglaublich und ich musste so richtig herzhaft lachen. Er sabberte dabei und es war irgendwie so rührend, lustig, grauslich, lieb das meine Stimmung sofort umschlug. Keine Spur mehr von Traurigkeit, Frustration und Selbstmitleid. Das war wie weggeblasen.  Ich hab dann auch noch ein Video gemacht, meinen Laptop geholt und mich wieder zu ihnen gesetzt um diesen Text zu schreiben den ich gerne mit Euch teilen möchte. Ich fühle mich großartig, kann wieder annehmen was ist und mich einfach nur an dem wunderschöen Tag mit den wunderbaren Tieren freuen. 

 

Ich möchte diese Erfahrungen mit so vielen Menschen wie möglich teilen und ich glaube die Tiere die auf Hof-Sonnenweide leben möchten das auch. Ihr seid herzlich eingeladen!

Kommentar schreiben

Kommentare: 0